[Magdeburg] - Wahlplakate zur Landtagswahl in Sachsen-AnhaltEs ist ja wieder zu köstlich, was einem derzeit in Magdeburg an Wahlplakaten so gezeigt wird. Fürchten die Parteien nichts mehr, als wirkliche Inhalte?
Ist der Inhalt dem Wahlergebnis sein Tod? Fast ausnahmslos hole Phrasen - ein Quiz,
"Welcher Slogan gehört zu welcher Partei" würden alle Landtagsabgeordneten kläglich verlieren.
Deswegen sind die Wahlplakate wohl auch kaum auf den Webseiten der Parteien zu finden. Auch auf Anfragen werden sie nicht verschickt. Für eine reale Fototour ist es mir einfach zu kalt derzeit. Vielleicht liefere ich das noch nach.
Aber im Detail:
Bei der
SPD bleibt neben dem merkwürdig entrückten Blick des Chefcholerikers Bullerjahn sein Slogan:
"Bullerjahn ist dran"
Ja wie jetzt - wird man gewählt, weil man dran ist? Gibt's da ne festgelegte Reihenfolge für jede Dekade?
Das erinnert mich doch stark an den Sandkasten meiner Tochter
"So, du gibst jetzt den Bagger mal dem Jens, der ist auch mal dran."
Die
CDU macht's aber auch nicht besser. Inhaltlich ist da nichts. Kein Vorhaben, keine Idee, kein Projekt.
"CDU die Sachsen-Anhalt-Partei"? Wirklich? Weil man mal kurz den Ministerpräsidenten gestellt hat? "CDU die BaWü-Partei", da könnte ich noch mitgehen. Oder "CSU die Bayern-Partei", ja, klar. Aber hier in Sachsen-Anhalt?
Und sonst? Ach ja ein Motiv der 4 Magdeburger dicklichen CDU-Kandidaten auf einem Kutschbock im sommerlichen Kurzärmligen. Kommt sowas in einer Stadt an?
Der Spitzenkandidat Haseloff hat sich 8 Stockwerke groß an des Abrissgebäude Nummer 1 (Blauer Bock) in Magdeburg plakatieren lassen und übt dort seit einer Woche den gemütlich grinsenden Blick eines Landesvaters. Wenn das mal kein Zeichen ist.
Bernd Heynemann (einziger Verdienst: Fußballschiri) versucht nach seinem Verlust des Bundestagsmandats nun im Landtag sein Geld zu verdienen. Ganz Rothensee scheint mit seinem Gesicht zugepflastert. Rothensee: Dort wo der Wähler wohnt.
Die
Grünen, nun ja. Sie sind wohl froh, wenn die Leute vergessen, gegen was sie alles sind. Darüber hinaus auch nur krude Sprüche wie
"Der Herbst der Entscheidungen". Ich muss sagen, ich kenne mich ein wenig in der Lokalpolitik aus - hab aber dennoch 5 Versuche gebraucht um zu kapieren, dass damit nicht die Jahreszeit ("Hä wir wählen doch im Frühling, wieso jetzt Herbst?") gemeint ist, sondern der Magdeburger Kandidat Sören Herbst. Schönes Foto von ihm - aber da überschätzt wohl einer doch sehr seinen Bekanntheitsgrad.
Die
FDP verzichtet auch gleich komplett auf Inhalte. Kernslogan: Mehr Leidenschaft für Sachsen-Anhalt. Ja klar. Leidenschaft. Bei der FDP erwartet man irgendwie den obligatorischen * fürs Kleingedruckte bei Abzockerverträgen:
"Mehr Leidenschaft für Sachsen-Anhalt* ...*Natürlich meinen wir damit nur die Besserverdienenden ab 8.000€ netto vom brutto, die Firmen, die uns diese Plakate bezahlen und uns selbst."
Und die
SEDLINKE? Die sieht man noch recht wenig im Straßenbild. Ihre Wähler wählen sie schon immer. Haben sie auch schon vor '89 so gemacht. Da braucht es keine Werbung. Den Kommunismus bauen wir in diesem Land nur mit den Alten auf. Die werden eh immer mehr. Dann gibt's auch wieder zünftige Siegesparaden auf der
StalinalleeErnst-Reuter-Allee.
Plakattechnisch hat man leider auf den legendären Doppelslogan "Reichtum für alle" und "Reiche besteuern" verzichtet. Schade, hatte was selbstironisches.
Die LINKEn sind übrigens die einzigen, die ihre Wahlplakate im Web haben.
"Ein Land für alle" - Frag ich mich: Für jeden von uns? Jedem sein Land? Oder das große VEB Einheitsland für alle? Aber haben wir das jetzt nicht schon? Oder verlangt die LINKE damit unterschwellig die Zusammenlegung aller (ost)deutschen Bundesländer zu einem großen? Man weiß es nicht.