Die Vorschläge der Journelle zum Ausbau von Kindertagesstätten und den Zugang zur Bildung für jedes Kind, egal aus welcher sozialen Schicht seine Eltern kommen, gefallen mir. Und dafür das Eltern- und Kindergeld sowie das Ehegattensplitting opfern zu wollen, empfinde ich als faires Angebot gegenüber den kinderlosen arbeitenden Singles, die ja mit Lohnsteuerklasse 1 auch nicht unerheblich zu den Steuereinnahmen dieses Staates beitragen :-)
Ich glaube allerdings, dass Journelle mit „ich kenne kein Land, das jemals darüber geklagt hätte, zu viele kluge und gebildete Einwohner zu haben“ und „Dabei sollte einem Staat doch daran gelegen sein, seinen Bürgern die best mögliche Ausbildung zu bieten“ etwas daneben liegt. Warum? Der Staat und dessen Gesetze werden heute von der Wirtschaft und den Banken, und nicht von seinen Bürgern bestimmt (auch wenn viele noch glauben, dass wir in Deutschland in einer Demokratie leben :-)).
Diese Wirtschaft braucht zum einen sehr viele Arbeitskräfte für Tätigkeiten, wo keine hohe Qualifikation benötigt wird, im Gegenteil, diese sogar „schädlich“ ist. Stellen wir uns doch einmal vor, die Kassierer(innen) an der Kasse eines Supermarkts würden einem Kunden sagen, dass er lieber das No-Name-Kräuterbaguette als das von Meggle kaufen solle, weil beide lediglich die Verpackungsfolie unterscheidet (Marketing ist doch was Feines :-)).
Zum anderen braucht die Wirtschaft natürlich auch einige wenige Menschen, die etwas Hochkomplexes konstruieren/entwickeln können. Diese Menschen sollten aber keineswegs auf die Idee kommen, soziale Missstände anzuprangern, auch wenn ihnen diese auffallen. Und das schafft man am besten, wenn man die Gehälter zwischen „möglichst-keine-Qualifikation“-Jobs und „möglichst-hohe-Qualifikation“-Jobs stark auseinanderdriften lässt. Es möchte nämlich kein Konstrukteur/Entwickler als Taxifahrer enden. Und ich glaube ehrlichgesagt auch nicht, dass irgendeine Mittelschichtfamilie, die keinen Familienbetrieb hat sondern in einem Angestelltenverhältnis arbeitet, ihrem Kind rät, sein Geld mit Hände Arbeit zu verdienen :-)
Dann brauchen wir natürlich auch noch etwas für die Kinder aus der Mittelschicht, die eigentlich lieber einen handwerklichen Beruf lernen sollten. Aber da die Mittelschicht-Eltern das nicht wollen und wir solche Jobs auch lieber in Niedrig-Lohn-Ländern (Ex-kommunistische Staaten wie China sind da sehr willkommen) erledigen lassen, brauchen wir noch die Verwaltungsangestellten in multinationalen Konzernen. Wir gaukeln ihnen etwas von Karriere und Verantwortung für die Untergebenen vor, und sie schlucken dieses – sie gehen gestriegelt und gebügelt jeden Tag mit Anzug und Krawatte zur Arbeit und erklimmen die Management-Karriereleiter, fordern Berichte von Leiharbeitern ein, die sie selbst nicht verstehen. Diesen Menschen gibt man dann auch noch einen teuren Firmenwagen als Statussymbol, den die „möglichst-keine-Qualifikation“-Arbeiter im eigenen Land oder noch lieber in Niedrig-Lohn-Ländern gebaut und die Konstrukteure/Entwickler erdacht haben. Und diese karriere- und Spaß-am-Ausbeuten-geile Gesellschaftsschicht liefert dann schleimend und arschleckend ihre Ausbeute bei den im Stillen agierenden Nichts-Tuenden ab :-).
Also bitte erzählt mir nicht, dass unser Staat ein Interesse an einem aufgeklärten selbständig denkenden Volk hat :-)
Lars am 12.11.2012 - 23:26:26
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