[Politik] - CharakterlehrerIm letzten ZEIT-Magazin war eine beeindruckende Geschichte über einen Hamburger Lehrer zu lesen, der mehr als sein halbes Leben in der Schule verbrachte. Die Geschichte hatte eine interessante, übergeordnete Botschaft, die einem bei allen heutigen Bildungsdiskussionen zu denken gibt:
Es kommt meist mehr auf den Charakter des Lehrers an, als auf die Methoden. Und schwache Lehrercharaktere, die diesen Beruf eigentlich nie hätten ergreifen sollen, schaden nicht nur den einzelnen Kindern, sondern auch dem Bild des Lehrers in der Öffentlichkeit allgemein.
Fritz Fegebank war im vergangenen Jahr an 361 Tagen in der Schule.
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Rund 2500 junge Menschen haben während seiner Dienstjahre am Hamburger Gymnasium Buckhorn, im wohlhabenden Stadtteil Volksdorf gelegen, das Abitur gemacht, Fritz Fegebank kennt sie alle. »Ich muss kurz die Stimme hören, dann fällt mir der Name und der Jahrgang wieder ein.« Und die Abi-Note. Im Kollegium vermuten sie, dass er ein fotografisches Gedächtnis habe. Oder ein Superhirn.
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Wenn Fritz Fegebank, 65, Oberstufenkoordinator und Lehrer für Latein, Geschichte und Philosophie, war ... 40 Jahre im Dienst. Zwei Tage hat er wegen Krankheit gefehlt, und wenn der Direktor ihn nicht überredet hätte, noch zu Hause zu bleiben, wäre er schon nach einem Tag wieder erschienen. Die Hüftoperation hat er in die großen Ferien gelegt, ausnahmslos ist er im Anzug erschienen, und Klausuren hat er grundsätzlich in der nächsten Unterrichtsstunde zurückgegeben. Außer wenn die schon am nächsten Schultag war und Werder Bremen ein Heimspiel hatte.
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Die Kollegen hatten ihm einen Thron gebaut, in Werder-Grün, und sein Leben als Quiz inszeniert. Zu einer Frage gehörte ein Foto aus den siebziger Jahren. Es zeigte sechs Schüler, dazu wurden fünf Geburtsdaten genannt. Das fehlende Datum nannte Fritz Fegebank, ohne zu zögern.
Der Lehrer Fritz Fegebank geht in Pension. Sehr zum Bedauern seiner Schüler. Was ist sein Geheimnis? |
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