[Alltag] - Die Rache der Eltern

Wie ist das doch schön, Samstag morgens um 7 Uhr bei angenehmen Temperaturen auf dem Balkon zu frühstücken - mit einem Kind, das wahlweise laut nach mehr Nutella verlangt, der Elster zuruft oder anderweitig den gesamten Hinterhof unterhält.
Das ist dann die "Rache" für laute Gespräche und Telefonate auf dem Balkon nach Mitternacht - wo Eltern kleiner Kinder normalerweise schlafen müssen :-)

Wie rücksichtsvoll auch denjenigen gegenüber, die eine harte Arbeitswoche (jenseits der 40 Std.) hatten und für die das WE die einzige Chance zur Regeneration ist ... Hätte ich Deine Mentalität, würde ich mit Bohrlärm reagieren ... hab ich aber zum Glück nicht. Ein bisschen gegenseitige Rücksichtnahme wäre doch wohl angebracht, oder?

Und, bevor Du mich falsch verstehst, natürlich ist gegen Kinder"lärm" nichts einzuwenden und gegen Frühstück auf dem Balkon um sieben Uhr morgens auch nicht, aber dieses provokante Aufdrängen des eigenen Lebensstils finde ich unangebracht (das gilt genauso für die auf dem Balkon Telefonierer - aber was können alle anderen dafür?!)

Franzi am 10.07.2010 - 17:19:40

Zunächst einmal habe ich es ja nicht -deswegen- gemacht - ich saß nur auf dem Balkon und dachte: "Am Ende gleicht sich alles aus".

Ansonsten: Du hast schon sehr gut gedacht, das -Lärm- in Anführungszeichen zu setzen. "Kinder" und "Lärm" passt nur in einer Gesellschaft überalterter Egomanen zusammen.

Und plappernde Kinder sind nie ein aufgedrängter Lebensstil - Bohrlärm schon ;-)

Konrad am 10.07.2010 - 19:01:44

Aber die Reaktion "Vielleicht bemühen wir uns ein BISSCHEN leiser zu sein um sieben am WE" ist Dir nicht ein einziges Mal in den Sinn gekommen?

Für mich sind plappernde Kinder ein aufgedrängter Lebensstil, muss man nicht gut finden, ist aber so. Ok, bin ich also ein Egomane. Trotzdem: Wenn ich spät von der Arbeit nach Hause komme, bemühe ich mich auch um Ruhe im Treppenhaus, telefoniere zu meiner gute Nacht-Kippe nicht auf dem Balkon (obwohl ich sonst die Zeit nicht dazu finde), etc. Hätte ich Nachbarn mit kleinen Kindern, würde ich mir entsprechendes von ihnen wünschen. Z.B. dass man am WE auch mal bis acht wartet, bevor das Kind "laut (!) nach mehr Nutella verlangt" ... und "anderweitig den gesamten Hinterhof unterhält".

Aber was soll's, ich bin mir sicher, der Großteil Deines Eingangsposts ist Provokation und eigentlich war's nur halb so "schlimm" (ja ja, die Anführungszeichen...) wie geschrieben.

Deshalb noch eine Provokation von mir: Wenn ich schlafen will, ist es mir gleich, von wo der Lärm (ohne Anführungszeichen) kommt, Kindern oder Straßenarbeiten. Störend ist beides. Ich alter Egomane, ich (ja, der Schuh passt ;-))

Franzi am 10.07.2010 - 19:49:56

"Aber die Reaktion 'Vielleicht bemühen wir uns ein BISSCHEN leiser zu sein um sieben am WE' ist Dir nicht ein einziges Mal in den Sinn gekommen?"

Nein - man merkt, du hast keine Kinder :-)
Man ermahnt seine Kinder schon, sich gesittet zu verhalten - aber einer Einjährigen lautes Juchzen und Rufen zu verbieten, hm, du darfst es gerne mal versuchen (täglich!) ;-)

"Für mich sind plappernde Kinder ein aufgedrängter Lebensstil ..."
Ja, das passt zu einer Gesellschaft, in der auch Kinder mehr und mehr als Luxusgut, als Ausdruck von irgendwas begriffen werden - mein Auto, mein Haus, mein Kind. "Was, wir haben uns schon alle Statussymbole gekauft? Na dann machen wir uns doch ein Kind ..."

Konrad am 10.07.2010 - 22:50:22

Ein paar Gedankenbrocken (als Nicht-Mutter habe ich mir heute etwas Fussball-Party-mit Alkohol-Euphorie erlaubt und mag keine klare Argumentationslinie mehr fahren):

Hoffentlich merkt man das!

Nix Statussymbol, nur das tief empfundene Gefühl, ohne Kinder glücklicher zu sein. Nicht tolerabel? (Ich habe weder Haus noch Auto.)

Vielleicht dann die Einjährige UM SIEBEN AM WE in der Wohnung Juchzen lassen? Man hat nicht nur ein Kind, sondern auch Mitmenschen ...

Kinder müssen sich meines Erachtens nicht immer und überall entfalten ...

Nettes Thema übrigens, könnt ich ja stundenlang zu streiten ...

Franzi am 10.07.2010 - 23:02:47

Noch ein Nachtrag: Was ich an dieser Diskussion am meisten hasse, ist, dass man sich als Frau im richtigen Alter, Akademikerin, materiell abgesichert (klingt nach Kontaktanzeige ;-)) immer rechtfertigen muss, wenn man keine Kinder will. Das ist eines der letzten gesellschaftlichen Tabus. Aber Urs und ich halten da tapfer gegen ...

Franzi am 10.07.2010 - 23:06:36

Ja, aber wozu studiert man denn als Frau, um nicht auch eigenen Kindern eine ordentliche Erziehung zukommen zu lassen. Und allen Studien zufolge, ist das immer noch die wichtigste Voraussetzung üfr eine gute Ausbildung. Da steht man auch in der Pflicht gerade als Akademikerin für Nachwuchs zu sorgen. Es ist zudem überhaupt nicht relevant zu glauben, ohne Kinder glücklicher zu sein, da dieser Glaube sowieso nur auf Unkenntnis beruht.

PS:

Noch ein schöner Ausspruch zu dem Thema: Jede arbeitende, kinderlose Akademikerin nimmt einem studierten Familienvater, der eine ganze Familie ernähren muss, den Arbeitsplatz weg.

Ralf am 11.07.2010 - 00:00:26

@Ralf

Selbstverwirklichung? Spass an der Arbeit?

Oder wie soll es laufen? Studieren, dann Kinder, dann sofort wieder in den Job? Ich weiss nicht, was Du für einen Job hast, aber ich würde meine Kinder dann kaum noch sehen und das kann ja wohl nicht Sinn der Sache sein. Oder dann mit den Kindern zu Hause bleiben? Habe ich dann - nach Deiner Logik - nicht einem, der es ernst mit dem Beruf meint, den Studienplatz weggenommen?

Und aus einer wie auch immer gearteten vermeintlichen gesellschaftlichen, moralischen, etc. Verpflichtung heraus Kinder zu bekommen, ist doch der schlechteste aller Gründe.

Zu dem PS schweige ich mich mal aus, sonst werde ich unsachlich (man passt sich ja an das Niveau der Diskussion an). Obwohl, wieso muss denn der Familienvater die Ernährung übernehmen - ist denn seine Frau zu Hause bei den Kindern? Hoffentlich ist sie dann Nicht-Akademikerin, weil Studienplatzraub und so ... Siehst Du, unsachlich ;-)

Franzi am 11.07.2010 - 06:44:21

@Franzi: Wenn ich die letzten Kommentare so lese, würde ich eher Ralf geistige Umnachtung auf der Basis von Alkohol unterstellen als dir :-)

"Und aus einer wie auch immer gearteten vermeintlichen gesellschaftlichen, moralischen, etc. Verpflichtung heraus Kinder zu bekommen, ist doch der schlechteste aller Gründe."

Volle Zustimmung!
Auch jede Art der Rechtfertigung der eigenen Lebensentscheidungen (für/gegen Kinder) ist kompletter Schwachsinn.

Kinder sollten eine Selbstverständlichkeit sein in einer Gesellschaft (damit mein ich nicht, dass jede Frau eins bekommen sollte!). Früher waren Kinder so normal, dass sie einfach "nebenbei" mit aufgewachsen sind - heute sind sie leider immer öfters etwas statussymbolhaftes für die Eltern, die damit eher sich selbst verwirklichen wollen.

Konrad am 11.07.2010 - 08:43:04

Deinen letzten Beitrag unterschreibe ich auch sofort. ("Der Noah-Maximilian ist nicht unerzogen, der hat ADHS ...") ;-)

Franzi am 11.07.2010 - 15:31:24