Da kann ich kaum einem Satz zustimmen, Lars.
1) Die Herdprämie soll es erst ab dem 3. Lebensjahr des Kindes geben. Die ganzen Argumente von wegen 1 Jahr zu Hause bleiben ziehen nicht. Elterngeld ist nicht die Herdprämie.
2) Wer so hochgebildet und intelligent ist, dass er lieber sein Kind zu Hause erzieht, als es in sozialen Kontakt mit anderen Kindern und "durchschnittlich gebildeten und interessierten Erzieherin[en]" zu geben, der ist meist auch so wohlhabend, dass ihn eine Herdprämie wenig anficht.
3) In Bildung zu investieren ist zuforderst erst einmal die Investition in die Bildung derjenigen, die es nicht von Hause aus können - weil beide Eltern ungebildet und Hartz4-Empfänger sind. Den Leuten, die ihre Kinder in bester bürgerlicher Manier in 2 Vereine, die Musikschule, 2 Nachhilfekurse und den multilingualen Kindergarten stecken braucht man nicht noch mehr Bares hinterherzuschmeißen.
4) Externe Betreuungsangebote sind aus Sicht des Staates zum präferierten Modell zu erklären, genauso, wie es zum Glück derzeit in den Medien gemacht wird - aber leider in der Politik nicht umgesetzt wird.
Aus meiner Sicht verhält es sich mit der Kinderbetreuung wie mit vielen anderen Infrastrukturmaßnahmen. Sie sollte zur Verfügung gestellt werden, steuerfinanziert und mehrheitlich kostenlos für alle, die sie nutzen möchten.
Autobahnen werden gebaut, ohne dass der einzelne ohne Auto egoistisch darauf besteht, doch bitte einen finanziellen Ausgleich für die Nichtnutzung zu erhalten. Wie sehe es aus, wenn jeder, der nur mit dem Auto in der Stadt fährt, eine Stadtprämie bekommt, weil er die Autobahnen schont? Eben.
Ein viel größeres Problem in meinen Augen ist aber nicht die gutgebildete Hausfrau, die nun noch 150€ Haushaltsgeld oben drauf bekommt, weil sie so intelligent ihr Kind erzieht.
Viel problematischer sehe ich die Auswirkungen im Unterschichtenbereich. Wenn du eine Familie mit wenig Einkommenvor die Wahl stellst, entweder 150€ (oder mehr) für einen KiTa-Platz zu bezahlen oder 150€ in bar einzusacken, was würde die wohl nehmen? Und damit würden genau die Kinder aus den KiTas rausgehalten, die es am dringendsten nötig hätten.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass dies durch die Befürtworter der Herdprämie so gewollt und angedacht ist - dann müssen sich ihre eigenen, gutbürgerlichen Kinder (oder vielmehr die Eltern) mit diesen Kindern nicht "herumplagen" - Spiel nicht mit den Schmuddelkindern scheint mir in der heutigen Mittelschicht eine weitverbreitete Einstellung.
Jeder Familie steht es frei, ihre Kinder zu Hause zu erziehen oder nicht. Aber sie sollte nicht für eine bestimmte Entscheidung noch belohnt werden, so als ob der Staat die Daheimerziehung als gewünschte Ideologie und Lebensform vorgibt, und alle, die dies nicht machen (doppelt) bestraft.
Kostenlose Kitas für alle - als Angebot an die Eltern zur freien Auswahl und Unterstützung ihres individuellen Lebensmodelles. Sei es nun stockkonservativ, sozial oder patchworkorientiert.
Konrad am 01.11.2009 - 13:14:07