[Bits&Bytes] - Weblogs sind Tagebücher

"Weblogs sind Online-Tagebücher"

Warum streubt sich die allgemeine Bloggerwelt eigentlich so gegen diese Aussage? Ich finde, sie trifft den Kern des Pudels noch am ehesten.

Sicher kann man sich da jetzt winden und ach ja, eigentlich sind Blogs journalistisch durchdachte Blicke auf unsere Welt aus einem anderen Winkel und Konkurenz zu den bisherigen Medien und nie und nimmer Tagebuch, weil Tagebuch ist klein, rosa und hat ein süßes Schloss davor.

Aber wenn ich sehe, was so in den Blogs an Heute-War-Ich-Hier-Fotos und Gestern-Hab-Ich-Das-Gemacht-Beiträgen rumschwirrt, dann bleibt am Ende nur die Aussage:

"Blogs sind Tagebücher"

Blogs können Tagebücher sein, aber auch was anderes.

Viele Blogs sind öffentliche Tagebücher. Aber eben nicht alle.

Tagebücher sind per definition dafür gedacht, von einem selber bzw. nach dem Tode gelesen zu werden.

Inhalt von Blogs ist es, in Kommunikation mit anderen zu treten - fast niemand bloggt für sich alleine.

Auch der neue Yahoo Dienst, der Sicherheitseinstellungen bietet (wer kann es lesen?) bietet mindestens die Version 'nur ich selber' - dann ist es ganz klar ein Tagebuch.

Aber wenn die Welt es lesen kann, mit der Absicht, Inhalte bereitzustellen, die mehr als nur mir etwas bedeuten - da kann ich keinen Tagebuchcharakter sehen.

Nur die zeitliche Anordnung kann es nicht sein - denn dann wäre jeder Zeitungsticker ein Tagebuch.

Nicole Simon am 06.04.2005 - 19:03:06

"Den Kern des Pudels?"
Egal, ja, Tagebücher ist schon richtig: Denn sie orientieren sich am/vom Schreiber. Der will gelesen werden und sieht Kommunikation mit anderen in der Regel egozentrisch: Viele Blogger kommentieren auch, weil sie für sich werben wollen.
Sagen wir: öffentliche Tagebücher, das impliziert das Nicht-nur-für-mich.

Thomas Wanhoff am 07.04.2005 - 17:25:30